Wenn du durch die charmante Kleinstadt Otterndorf schlenderst, solltest du dir die beeindruckende St.-Severi-Kirche nicht entgehen lassen. Als größte Kirche im Land Hadeln, auch bekannt als „Bauerndom“, vereint sie jahrhundertealte Geschichte mit architektonischer Pracht. Aber warum ist sie so besonders, und was macht sie zu einem unverzichtbaren Ziel für Geschichtsinteressierte und Architekturfreunde? Hier bekommst du die Antworten.

Die Ursprünge der St.-Severi-Kirche
Die ältesten Teile der Severikirche stammen vermutlich aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Doch schon im 11. Jahrhundert könnte an derselben Stelle ein Vorgängerbau gestanden haben, wie die alten Grenzen des Kirchspiels vermuten lassen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Kirche im Jahr 1261. Ihre heutige Struktur mit dem fünfachsigen Kirchenschiff und den kleineren Fensteröffnungen geht auf das Jahr 1300 zurück.
Der wechselvolle Kirchturm
Der markante Kirchturm der Kirche blickt auf eine spannende Geschichte zurück. Der ursprüngliche Rundturm aus dem Jahr 1100 wurde 1556 abgerissen, der folgende Turm musste 1804 weichen. Der jetzige Turm wurde 1807 errichtet, zunächst ohne Spitze. In den Jahren von 1837 bis 1850 diente er sogar als optischer Telegraf. Erst 1876 erhielt er seine heutige Gestalt mit einem 48 Meter hohen Helm. Bei Renovierungsarbeiten im Jahr 1974 stieß man auf einen geheimnisvollen unterirdischen Gang, der bis zur Medem führte. Bis heute bleibt unklar, welchen Zweck dieser Gang hatte.
Der prachtvolle Hallenchor
Besonders beeindruckend ist der Hallenchor der Severikirche, der mit seinen drei zu drei Jochen im 15. Jahrhundert entstand. Er diente als Vorbild für andere Kirchenchöre in der Region, darunter Altenbruch, Dorum und Lüdingworth. Trotz seines Alters wirkt er schlichter als seine Nachfolger, was auf frühere Bauzeiten schließen lässt.
Die reiche Ausstattung der St.-Severi-Kirche
Im Inneren der Kirche erwartet dich eine außergewöhnliche Vielfalt an Kunstschätzen.
- Der Altar: Der prachtvolle Barockaltar ist zweigeschossig und mit reichen Ornamenten verziert. Das zentrale Kreuzigungsbild wird von Putten eingerahmt – ein Werk, das Gebhard Jürgen Titge zugeschrieben wird.
- Die Kanzel: Diese ist aufwendig gestaltet und wird von einer Moses-Figur getragen, die die Gesetzestafeln hält. Die kunstvolle Bemalung stammt aus dem Jahr 1659.
- Die Prieche: Ein kunstvoll geschnitzter Sitzplatz, einst für Amtsträger gedacht, zeigt biblische Szenen und stammt aus dem Jahr 1661.
- Das Taufbecken: Dieses bronzene Meisterwerk aus dem 14. Jahrhundert wird von drei filigran gestalteten Jünglingen getragen.
Ein Degen und seine düstere Sage
Ein alter Degen, der im Chor der Kirche hängt, erzählt eine tragische Geschichte. Es geht um den Ritter Macke, dessen Mutter in Otterndorf der Hexerei beschuldigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Der Ritter versuchte vergeblich, ihre Begnadigung zu erwirken. Aus Schmerz und Verzweiflung nahm er sich das Leben. Der Degen erinnert an diese schicksalhafte Begebenheit – die letzte Hexenverbrennung in der Region.
Die einzigartige Orgel
Die St.-Severi-Kirche beherbergt eine der bedeutendsten Barockorgeln Norddeutschlands. Ursprünglich 1741–1742 von Dietrich Christoph Gloger erbaut, wurde sie 2024 nach einer aufwendigen Restaurierung wieder in Betrieb genommen. Mit 46 Registern und 2676 Pfeifen bietet sie ein Klangerlebnis, das seinesgleichen sucht.
Warum die St.-Severi-Kirche ein Muss ist
Die Severikirche ist mehr als nur ein historisches Gebäude – sie erzählt die Geschichte einer ganzen Region. Von den frühesten Anfängen über die Blütezeit des Landes Hadeln bis hin zu ihrer Bedeutung als kulturelles Zentrum strahlt sie eine unvergleichliche Aura aus. Ob du dich für Architektur, Geschichte oder Musik interessierst, diese Kirche hat für jeden etwas zu bieten.
Erlebe die beeindruckende Atmosphäre selbst und entdecke die Geheimnisse der St.-Severi-Kirche in Otterndorf!