Die historische Bedeutung des Steubenhöfts

Das Steubenhöft in Cuxhaven ist mehr als nur eine Pier – es ist ein Ort, der tief in der Geschichte der deutschen Auswanderung verwurzelt ist. Hier, im Amerikahafen, stachen einst die großen Atlantikdampfer in See, beladen mit Menschen, die ihre Heimat hinter sich ließen, um in der neuen Welt ein neues Leben zu beginnen. Benannt nach Friedrich Wilhelm von Steuben, einem preußischen Offizier und Helden des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, hat dieser Ort eine lange und bedeutende Geschichte.

Der Beginn einer neuen Ära: Cuxhaven als Transatlantik-Hafen

Schon seit dem Jahr 1889 diente das Steubenhöft als Schiffsanleger. Doch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Schiffe der Hamburg-Amerika-Linie (HAPAG) immer größer wurden, entschied die Hamburger Bürgschaft, den Startpunkt dieser Schiffe von Hamburg nach Cuxhaven zu verlegen. Die Lage an der Elbmündung machte Cuxhaven zu einem idealen Standort, da die Schiffe aufgrund ihres Tiefgangs die Niederelbe nicht mehr problemlos Richtung Hamburg befahren konnten. Ab 1913 legten hier die damals weltgrößten Schiffe der Imperator-Klasse nach New York und Boston ab.

Die Hapag-Hallen: Tore in eine neue Welt

Im Jahr 1902 wurden die imposanten Hapag-Hallen direkt am Hafenbahnhof von Cuxhaven errichtet. Diese Hallen dienten nicht nur als Warteräume für die Auswanderer, sondern waren auch architektonische Meisterwerke ihrer Zeit. Die Reisenden der 1. und 2. Klasse verbrachten ihre letzten Stunden auf deutschem Boden im prächtigen Kuppelsaal, dessen Einrichtung an die luxuriösen Gemeinschaftsräume auf den Passagierschiffen angelehnt war. Die Zwischendeckspassagiere, die in einfacheren Verhältnissen reisten, warteten im kleineren Hanseatensaal auf ihre Abfertigung.

Abschied in ein neues Leben: Die Auswanderer und ihre Reise

Für die Auswanderer war das Steubenhöft der letzte Ort, den sie auf deutschem Boden betraten. Die Hapag-Hallen boten ihnen einen geschützten Raum, in dem die letzten Formalitäten geklärt wurden, bevor sie durch einen überdachten Gang an Bord der Schiffe gingen. Für viele war dies ein emotionaler Moment – eine Mischung aus Euphorie und Melancholie, die sie bei der Abreise begleitete. Der 37 Meter hohe Turm der Hapag-Hallen, der mit seinen großen Uhren die Zeit anzeigte, symbolisierte für viele den Countdown bis zur Abfahrt in ein neues Leben.

Das Ende der großen Auswandererwelle und der Wandel des Steubenhöfts

Die glorreichen Zeiten des transatlantischen Passagierverkehrs wurden durch die beiden Weltkriege unterbrochen, und in den 1960er Jahren wurden Flugreisen zum bevorzugten Reisemittel. Damit endete auch der regelmäßige Schiffsverkehr zwischen Cuxhaven und New York. Doch das Steubenhöft blieb nicht ungenutzt: Wie schon bei der ersten Kreuzfahrt der Welt, die 1891 in Cuxhaven begann, wurde das Steubenhöft fortan für die Einschiffung von Kreuzfahrttouristen genutzt. In den 1990er Jahren wurde das Gelände schließlich an das Land Niedersachsen übergeben.

Die Hapag-Hallen heute: Ein lebendiges Denkmal

Heutzutage sind die Hapag-Hallen ein wichtiges Kulturdenkmal, das die Geschichte der Auswanderung lebendig hält. In einer ständigen Ausstellung kannst du die Aufbruchsstimmung, die Euphorie und auch die Melancholie nachempfinden, die die Menschen bei ihren letzten Stunden in ihrer Heimat empfanden. Obwohl die regelmäßigen Führungen des Fördervereins Hapag-Halle Cuxhaven e. V. momentan pausieren, kannst du nach Absprache eine Sonderführung buchen und tief in die Geschichte eintauchen.

Moderne Nutzung und Erhaltung der historischen Gebäude

Die historischen Hapag-Hallen und das Steubenhöft haben sich im Laufe der Jahre stark gewandelt. Der Staub der Vergangenheit ist einer frischen Brise gewichen, und die Gebäude erstrahlen heute in neuem Glanz. Der Kuppel- und Hanseatensaal, der Nothafen und die Zollhallen wurden restauriert und bieten nun einen beeindruckenden Rahmen für verschiedenste Veranstaltungen. Ob Firmenfeiern, Familienfeste oder kulturelle Events – die Hapag-Hallen sind ein einzigartiger Ort für besondere Anlässe.

Verbindungen und Fähren: Ein lebendiger Hafen

Zusätzlich zu den Abfertigungseinrichtungen für Passagiere verfügt das Steubenhöft auch über eine Fährbrücke für die Verladung von Fahrzeugen. In den letzten Jahrzehnten wurde der Fährbetrieb immer wieder neu belebt. Von 2001 bis 2005 betrieb die dänische Reederei DFDS Seaways eine Fährverbindung nach Harwich, und 2015 bis 2017 versuchte die Elb-Link Reederei eine Fährroute zwischen Steubenhöft und Brunsbüttel zu etablieren. Nach mehreren Insolvenzen und Betriebseinstellungen wurde der Fährbetrieb zuletzt im Jahr 2023 durch die Holland Norway Lines für eine Verbindung zwischen Cuxhaven und Kristiansand genutzt.

Ein Ort voller Geschichten und Erinnerungen

Das Steubenhöft in Cuxhaven ist mehr als nur ein Hafen – es ist ein Ort voller Geschichte und Erinnerungen. Hier kannst du die Spuren der Vergangenheit entdecken und gleichzeitig die moderne Nutzung dieses geschichtsträchtigen Ortes erleben. Ob du auf den Spuren der Auswanderer wandelst, eine Veranstaltung in den restaurierten Hapag-Hallen besuchst oder einfach den Blick auf die Elbmündung genießt – das Steubenhöft ist ein Ort, der die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart auf beeindruckende Weise sichtbar macht.